Alles Bullshit, oder was?

Alles Bullshit, oder was?

Bullshit steht bekanntlich für ''Bullenkot''. Im übertragenen Sinn fällt darunter Blödsinn jedweder Art.

Wer Bullshit schreibt, braucht sich also nicht zu wundern, wenn andere sich im wahrsten Sinne ''verscheißert'' fühlen.

Das gilt im Besonderen für Stellenanzeigen.

Eine Stellenanzeige ist in der Regel der erste Kontaktpunkt zwischen Jobsuchenden und Arbeitgebern.

Für 85 Prozent der Fach- und Führungskräfte spielt sie bei der Stellensuche sogar die wichtigste Rolle.

Und doch wirken viele Jobangebote austauschbar, hinterlassen Fragezeichen statt Begeisterungsstürme.

Statt handfester Informationen liefern sie inhaltsleere Floskeln.

Ja, es werden Phrasen gedroschen, was das Zeug hält. Das nervt.

Dadurch vergraulen Arbeitgeber nicht nur Fachkräfte. Sie erreichen vielmehr genau das Gegenteil von dem,

was Sie eigentlich beabsichtigen: Passendes Personal finden und böse Überraschungen auf beiden Seiten vermeiden.

Denn, wer schon in der Stellenausschreibung nicht klar kommuniziert,

dem droht im Vorstellungsgespräch oder spätestens nach Stellenantritt das böse Erwachen.

Und, mögliche Bewerbende wissen heute, was sie wollen und welche Stellenanzeigen sie gleich ignorieren.

Bestimmte Formulierungen im Jobangebot kommen bei Arbeitsuchenden absolut nicht gut an.

Und das sind ausgerechnet jene, die oft und gerne von Unternehmen benutzt werden.

Die Extrameile gehen

Suchen Sie Profisportler/innen oder Mitarbeitende, die zur Selbstausbeutung neigen?

Denn letzteres argwöhnen Bewerbende hier. Und lassen Sie lieber schon mal alleine vorausgehen.

Der Obstkorb

Und es gibt ihn noch. Gesund ist er definitiv, aber erwähnenswert?

Für viele Jobsuchende gehört er schlicht dazu. Vitamin-Booster in Stellenanzeigen wirken lächerlich.

Großer Gestaltungsspielraum

Wir läuten die Runde der inhaltsleeren Floskeln ein. Viel sagen mit schicken Buzzwords, Fehlanzeige!

Mit dieser Nummer 1 der Bullshit-Phrasen kann glatt mehr als die Hälfte der Arbeitssuchenden nichts anfangen.

Dynamisch wachsendes Arbeitsumfeld

Chancenreich, schnelllebig, attraktiv oder agil, lassen wir auch gelten.

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, sagen hierzu trotzdem 58 Prozent.

Flache Hierarchien

Selbst die sehr häufig zu lesenden ''flachen Hierarchien'' erfreuen sich großer Unbeliebtheit (57 Prozent).

Warten hier spannende Herausforderungen? Wird man schnell in Entscheidungen eingebunden?

Kann man zügig aufsteigen?

Oder bleibt es beim Duzen vom Chef, der sich auch mal auf einen Kaffee herablässt oder Vorschläge anhört?

Wir haben uns alle lieb und sind die coolsten

Kennen Sie das Gefühl, wenn Ihnen Menschen von Webseiten entgegenblicken,

denen die Sonne aus dem, äh, Gesicht scheint?

Gestellte Bilder oder Videos von glücklichen Mitarbeitenden oder eine Stellenanzeige.

Wenn das Unternehmen krampfhaft versucht, total hip zu sein, ist das nicht nur peinlich. Es ist unglaubwürdig.

Eigenengagement

Auch Soft Skills, zwischenmenschliche Fähigkeiten und Kompetenzen, die Unternehmen von Bewerbenden erwarten,

gehören zum Nonplusultra in Stellenanzeigen, bei denen diese regelmäßig Pickel bekommen.

Wenn schon aus der Anzeige ersichtlich wird, dass eine hohe Belastbarkeit, hohe Einsatzbereitschaft

oder großes Engagement erwartet wird, bedeutet dies für viele Mehrarbeit und Überstunden ohne Ende.

Schluss mit dem Privatleben? Nein, danke. Womit wir wieder bei Punkt 1 wären, Extrameile und so.

Attraktives Gehalt und Co.

Spätestens an dieser Stelle geht es ans Eingemachte.

Mit unbestimmten Formulierungen zum Gehalt wird gerne das künftige Einkommen kaschiert.

Blöd nur, dass sich Arbeitgeber damit ziemlich verdächtig machen.

Egal, ob Sie mit einem ''attraktiven Gehalt'', ''dynamischen Lohnbestandteilen'', ''Investitionen in Ihre Zukunft'',

einer ''leistungsbezogenen Vergütung'', ''überdurchschnittlichen Bezahlung'' oder den ''üblichen Sozialleistungen'' aufwarten.

Für 24 Prozent ist das Gehalt ein K.-o.-Kriterium.

Ein Ausschlussfaktor kann sowohl ein zu geringes Gehalt als auch eine fehlende oder unklare Gehaltsangabe sein.

Das gilt auch für die Faktoren Arbeitszeiten (17 Prozent) und Jobsicherheit (14 Prozent).

Denn welches Gehalt ist z.B. ''attraktiv'', wenn es unter dem Branchendurchschnitt oder Tarif liegt?

Wie ''dynamisch'' bleibt ein Arbeitnehmender, wenn erfolgsabhängige Prämien

und Boni den Löwenanteil des Verdienstes ausmachen und das Fixgehalt nicht zum Leben reicht?

Danach stinkt auch die ''leistungsbezogene Vergütung'', bei der noch das Gutdünken des Chefs dazukommt.

Mit einer ''überdurchschnittlichen Bezahlung'' können Jobsuchende nichts anfangen, wenn der Durchschnitt unklar ist.

Bei ''Investitionen in die Zukunft'' denken diese eher daran,

dass sie selbst finanziell in Vorleistung gehen müssen, bevor endlich mal Geld rüberwächst.

Und mit den ''üblichen Sozialleistungen'' outen sich Arbeitgeber damit, dass Sie nicht mehr zahlen, als Sie müssten.

Uni-Abschluss, jahrelange Berufserfahrung, zig Praktika, Zusatzskills, dazu eine schmale Vergütung unter Tarif?

Nervtötend sind auch überzogene Qualifikationsanforderungen.

Wehe, wer die ''eierlegende Wollmichsau'' durchs Stellenportal treiben will.

Fabelwesen haben nie existiert und werden es auch nie.

Die K.-o.-Kriterien zeigen ganz klar, dass angesichts der Marktverhältnisse

die Bereitschaft zur Selbstausbeutung bei Fachkräften abnimmt.

Sie suchen tatsächlich nach besseren Jobs und möchten Angebote in Stellenanzeigen wiederfinden,

die zu diesem Wunsch und ihren individuellen Bedürfnissen passen.

Einmal Butter bei die Fische, bitte

Weniger ist mehr. Authentizität Trumpf. So auch bei Stellenanzeigen. Standardphrasen ziehen nicht mehr.

Vorbei sind die Zeiten, in denen sich Mitarbeitende leicht zufriedengaben.

Heute treten Arbeitskräfte fordernder auf: Bei Arbeitsbedingungen, Gehalt & Co. gibt es genaue Vorstellungen.

Werden die nicht erfüllt, heißt es ''Tschüss''.

Die Entscheidung, sich auf einen Job zu bewerben oder nicht, fällt bei vielen daher schon beim Durchlesen einer Stellenanzeige.

Bullshit-Floskeln wirken hier wie waschechte Bewerbungskiller.

Arbeitgeber müssen also genau aufpassen, was sie schreiben, um nicht zum Bullshitter zu werden.

Sie können aber mit Transparenz punkten.

Doch, was sollte ein Arbeitgeber nun in eine attraktive Stellenanzeige schreiben?

Ein guter Ansatz wäre, anzugeben, was genau auf den Bewerbenden im Job zukommt und welche Aufgaben zu erledigen sind.

Eine Aufzählung der Arbeitsinhalte ist für 58 Prozent sehr wichtig.

Über die Sicherheit des Jobs Bescheid zu wissen, ist für die Hälfte der Befragten ebenso entscheidend.

Präzise Gehaltsangaben sind für 49 Prozent zentral.

Mit Offenheit und Informationen können sich Arbeitgeber somit auf dem Bewerbungsmarkt Vorteile verschaffen

und einfacher Bewerbende für sich gewinnen. Also, lassen Sie den Obstkorb einfach weg!

Weitere Informationen

Quelle

Bundesagentur für Arbeit, Faktor A

Datum der Aktualisierung

09.04.2024

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